Großes aus vielen kleinen Teilen - Der Bericht zur 8. PSB-Kunstausstellung mit Collagen von Annita Amir-Haéri

Am Donnerstag, den 19. Januar 2012 fand um 13 Uhr die Eröffnung der achten Kunstausstellung von PSB-Mitte im Empfangsbereich des Zentrums für integrative Suchthilfe in der Stromstraße 47 statt. In ihrer kurzen Begrüßung hieß Heike Attinger, Einrichtungsleiterin der PSB-Mitte und Initiatorin der PSB-Kunstausstellung, die mehr als 25 Gäste herzlich willkommen und gab ihrer Freude Ausdruck, dass sich das Konzept „Jeder darf ausstellen“ so erfolgreich etabliert hat. „Zur Eröffnung unserer Einrichtung hier in der Stromstraße im Februar 2009 gab es die erste Kunstausstellung und mittlerweile ist es schon die achte, das zeigt, wie viel künstlerisches Talent hier in der PSB schlummert“, so Attinger. Und tatsächlich überrascht auch diese Ausstellung mit einer neuen Spielart darstellender Kunst: Nach Ausstellungen mit Fotografien, Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen werden dieses Mal Collagen von Annita Amir-Haéri präsentiert.  

Die nach eigenen Angaben in den Sechziger-Jahren in Berlin - „einer Stadt, die eine Insel war“ - geborene Künstlerin Annita Amir-Haéri zog es schon früh in die Ferne. Sie lebte in Italien, Frankreich und zog dann mit ihren drei Töchtern zu ihrem Mann in den Iran. Hier entwickelte sich, inspiriert von orientalischen Mosaiken und Keramiken und dem arabischen Baustil, ihre Leidenschaft „aus vielen einzelnen kleinen Teilen ein Gesamtwerk herzustellen“ – sie hatte ihr Medium gefunden: die Collage.

Am Anfang einer Collage steht für sie immer ein Thema, „das können Erinnerungen sein, wie in der Iran-Collage oder Eindrücke und Stimmungen, die ich festhalten möchte, wie zum Beispiel in der Berlin-Collage aber auch einfach Farben inspirieren mich für eine Arbeit“. Liegt zu Beginn noch ein leeres Blatt schwarzer Karton vor ihr, wird dieser Stück für Stück mit Leben beklebt. Dazu benutzt sie alles was sie finden kann, „Zeitschriften, Zeitungen, alte Bücher… eigentlich alles Gedruckte. Mittlerweile habe ich eine Menge Materialien gesammelt und mir ein eigenes kleines Archiv geschaffen, das nach Farben und Motiven geordnet ist“.

Die titellosen Werke bestechen durch eine beinahe stofflich wirkende Dichte und eine breite Vielfalt an Stimmungen. Eines wirkt aktiv und trendig, wie aus einem aktuellen Lifestyle- oder Modemagazin, ein anderes gleicht einem Blick durch ein Kaleidoskop. Wieder ein anderes ist ruhig und meditativ, wie ein Stillleben und das nächste hat etwas von einem Comic und erzählt eine Geschichte, die der Betrachter selbst erfinden kann. Eines jedoch haben alle gemeinsam: das Format. „Ich liebe 50 mal 70! Das ist wirklich mein Format. Es ist einfach die optimale Größe, groß genug um alles unterzubringen und den Blick zu fokussieren aber nicht übermächtig und den Betrachter erschlagend.“

Im Gegensatz zu vielen anderen ausgestellten Künstlern, haben die Arbeiten von Annita Amir-Haéri keinen ihre Lebensgeschichte oder Suchterfahrungen aufarbeitenden Charakter. „Da habe ich nur eine einzige Arbeit, aber auch die ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, so dass eigentlich nur Insider sie in diesen Zusammenhang stellen können. Natürlich spiegeln meine Collagen mich, mein Leben und meine Erfahrungen wieder, aber die Grundmotivation ist schon immer eine künstlerische und keine therapeutische“. In diesem Sinne baut die Künstlerin in jedes ihrer Werke ein „verstecktes“ Bild ein, das die Collage in Form einer Unterschrift personalisiert. „Das muss nicht immer privat sein, manchmal ist es auch etwas Kulturelles oder etwas, dass Eindruck bei mir hinterlassen hat.“

Nach dieser, ihrer ersten Ausstellung, möchte Annita Amir-Haéri ihre Kunst in Zukunft weiter voranbringen und hat in Zusammenarbeit mit einem Fotografen begonnen ihre Werke zu digitalisieren. „Ich möchte demnächst Drucke meiner Collagen anfertigen lassen, die ich dann auch verkaufen kann. Außerdem möchte ich meine Collagen im Internet auf Kunstportalen oder vielleicht auch auf meiner eigenen Internetseite präsentieren“.

Die Werke sind bis auf Weiteres im Empfangsbereich des Zentrums für integrative Suchthilfe in der Stromstraße 47, 10551 Berlin zu sehen.

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